(Foto Netzfund)
Es ist Freitag, 07.11.25 am späten Nachmittag. Gerade rechtzeitig trete ich vor die Haustür. Und nur wenige Minuten später zieht er vorbei.
St. Martin, aufrecht sitzend auf seinem Pferd. Bekleidet mit einem Umhang, der in leuchtend roter Farbe schon aus der Ferne zu sehen ist. Auf dem Kopf trägt er einen goldenen Ritterhelm. Die ihm folgende Kapelle spielt das Martinslied.
Plötzlich und unmittelbar füllen sich meine Augen mit Tränen. Das Bild, welches sich hier gerade in diesem Moment vor mir zeigt, berührt mich zutiefst. Es ist ein Erinnerung aus der frühen Kindheit, die auftaucht.
Der Mann auf dem Pferd hebt seinen Blick, schaut hinunter auf die Menschen. Er sieht auch zu mir und lächelt mich an. Ich stehe da, eine Laterne, mit Eltern vor einigen Jahren angefertigt, halte ich in der rechten Hand. Jetzt brennt drinnen eine Tannenbaumkerze. Die rot orangefarbene Laterne leuchtet stimmungsvoll.
" Martin kam eines Tages mitten im Winter vor die Stadt Amiens. Er erblickte am Stadttor einen Bettler, der zitterte vor Kälte, weil er keine Kleider besaß, die er hätte anziehen können. Aber auch Martin besaß nur noch die Kleider, die er am Leibe trug, denn alles Überflüssige hatte er schon weggegeben. Er bemerkte, dass die Leute achtlos an dem Bettler vorübergingen und ihn in der eisigen Kälte stehen ließen. Da nahm Martin seinen Mantel, schnitt ihn mit seinem Schwert in zwei Stücke und gab eine Hälfte dem Bettler. Das andere Stück legte er sich selbst wieder um die Schulter. Als er weiterritt, waren da Menschen, die lachten über ihn, weil er mit seinem halben Mantel nicht besonders ritterlich aussah. Andere jedoch bewunderten ihn wegen seiner Tat. In der darauffolgenden Nacht hatte er einen Traum. Vor sich sah er Christus, der mit dem halben Mantel bekleidet war, den er dem Bettler gegeben hatte und neben ihm standen Engel. Und Christus sprach zu den Engeln: " seht, diesen Mantel hat mir Martin gegeben. Er ist noch jung, doch schon jetzt hat er diese Tat an mir getan." Nicht lange danach ließ Martin sich taufen. Aber er blieb als Soldat im Heer, weil er seine Pflicht dem Kaiser gegenüber erfüllen wollte. ( Auszug aus Heiligenlegenden)
Die Geschichte des St. Martin gehört immer noch zur Kindheit. Anhand der entstehenden inneren Bilder legt und schreibt sich ein Urbild in die kindliche Seele hinein. Das Tragen des Laternenlichts ist für das kleine Kind etwas zutiefst heilsames. In dem Ritual liegt ein heilender Samen. Das spüren die Kinder intuitiv und tragen das Licht ihrer Laterne bedächtig durch die dunkle Nacht. Verbunden mit dem Bild des Martin, der zum Retter wurde für einen Bettler in der Not.
Dieses Fest und die kommenden Feste sind Nahrung für die kindliche Seele, die noch ganz mit dem Geistigen verbunden ist und auf der Suche, nach dem, was es hinter sich gelassen hat.
DEM LICHT.
Ute Maria Büenfeld
www.individuelle~elternberatung.de