Schweren Herzens verlasse ich meine Unterkunft in Jerusalem. Es ist Freitag, der Tag in der Woche, an dem die Menschen muslimischen Glaubens zum Tempelberg streben, um zu beten. Und es ist der Tag vor dem Shabbat, der heute, mit dem Untergehen der Sonne am Abend, beginnt. Es ist ruhig auf den Straßen Jerusalems und auch die Tram, die zur zentralen Busstation führt, ist mäßig besetzt.
Angekommen an der Busstation gilt es dann, den Zeichen für die Weiterfahrt mit dem Zug, zu folgen.
Herzlich Willkommen steht in bunten Buchstaben an einer Wand. Der Schriftzug ist In deutscher Sprache und noch einigen anderen Sprachen zu lesen.
Jedes mal klopft mein Herz schneller, wenn ich diesen Teil der Zugstation passiere. Es ist, als resoniere etwas in meinem Inneren mit dem, was ich hier in diesem Gebäude wahrnehme. Freude und Offenheit, Kreativität und ein offener Geist. Das Gefühl, dass das Unmögliche hier möglich ist.
Es ist menschenleer und der Weg führt kontinuierlich nach unten. Von der Etage -2 zur Etage -1. 80 Meter hinunter in die Tiefen der Erde..
Angekommen zeigt mir eine Frau israelischer Herkunft die Plattform, an der der Zug Richtung Flughafen, hält.
Ich erfahre, dass ihre Mutter im 2. Weltkrieg als junges Mädchen nach Israel kam. Sie selbst lebt jettz in der 2. Generation hier. Heute besucht sie ihre Mutter, kümmert sich und umsorgt sie. Ihre Anspannung und Traurigkeit ist groß. Ihr Mann ist bei der Polizei und sie ist in großer Sorge. Ich höre zu und möchte ihr so gerne Worte des Trostes sagen. Dies erscheint mir in dieser Situation so banal. Niemand weiß, was passieren wird. Wir schauen uns an- sind uns im Herzen nah und verstehen auch ohne Worte aneinander. Sie macht mich auf den ankommenden Zug aufmerksam und geht zurück auf die Bank.
Eine Frau, ganz in weiß gekleidet, nimmt auf dem gegenüberliegenden Sitz vor mir Platz. Sie trägt ein weißes Leinenkleid und auf dem Kopf einen Sonnenhut. Die orangefarbene Blüte, die am Hut festgesteckt ist, untersteicht den bräunlichen Teints ihres Gesichtes und vermittelt beim Anschauen eine gewisse Heiterkeit.
Sie spricht mich an. Ich erfahre, dass sie als Volontärin im Holocaustzentrum gearbeitet hat. Gebürtig ist sie aus Marokko, wächst in Frankreich auf und dort ist auch ihre Heimat.
Wieder geht es in unserem Gespräch um Glauben. um die innere Gedankenwelt und darüber, wie unsere Gedanken und Worte auch unsere Wirklichkeit werden. Ein inneres Strahlen umgibt sie und sie sagt: " Wir entscheiden in jedem Augenblick, welchen Wolf wir füttern."
Ja, sofort erinnere ich mich an die Geschichte von den zwei Wölfen.
Eines Abends erzählte ein alter Chirokee Indianer seinem Enkelsohn am Lagerfeuer von einem Kampf, der in jedem Menschen tobt. Er sagte: "Mein Sohn, der Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, die in jedem von uns wohnen.
Einer ist böse, Es ist der Zorn, die Eifersucht, die Sorgen,der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile,die Minder- wertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz und das Ego.
Der andere ist gut, es ist die Freude, der Friede, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Güte, die Demut, das Wohlwollen, die Zuneigung, die Großzügigkeit, die Aufrichtigkeit, das Mitgefühl und der Glaube. "
Der Enkel dachte einige Zeit über die Worte seines Großvaters nach. Und fragte dann:" Wer von den beiden gewinnt?"
Der alte Chirokee antwortete:" Der, den du fütterst."
Mittlerweile sitze ich am Flughafen. Das Anstehen in langer Reihe, Anmelden am Schalter, sowie das Passieren der Sicherheitskontrolle liegt hinter mir.
Beim Schreiben dieser Zeilen vergesse ich die Zeit. Ich blicke auf, packe mein Hab und Gut und gehe zurück in den Wartebereich meiner Fluglinie. Dieser ist leer. Das heißt, die Passagiere sind schon im Flugzeug.
Ich nehme meine Beine in die Hände und laufe los. Die Stewardessen stehen am Schalter. In vorletzter Minute erreiche ich übe die Gangway .... das Flugzeug der Lufthansa.
Glück gehabr!!
Lehitraot Israel!
Ich komme wieder.