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Mit dem Eintritt in das Beduinencamp eröffnet sich mir eine völlig neue und in größten Teilen unbekannte Welt- die Welt der Beduinen und auch die der Uraraber. Es gibt an die 12 Beduinenstämme. Sie fühlen sich ihrem Stamm zugehörig, weniger dem Land, das den Sinai gerade unterstellt ist. Diese wechselten m Laufe der Geschichte. Mal waren es die Briten, mal die Israels, aktuell sind es die Ägypter, denen der Sinai unterstellt ist. Noch bis vor einigen Jahren lebten die Beduinen als Nomaden in der Wüste, umherziehend zu den Plätzen, an denen ihre Tiere Ziegen, Esel und Kamele Futter fanden. Viele sind mittlerweile sesshaft geworden. Sie leben in Dörfern oder an den Rändern der Städte. Freiwillig und auch unfreiwillig Im Negev, der israelischen Wüste, gibt es Bestrebungen, dem Volk der Beduinen Häuser anzubieten- sie anzusiedeln, um das ihrige Terrain anderweitig zu nutzen. Und es gibt Initiativen, das alte und traditionelle Wissen der Beduinen zu bewahren. Die Beduinen verdienen ihren Lebensunterhalt heute überwiegend im Tourismus. Sie tragen das alte Wissen über das Leben und Überleben in der Wüste in sich. Sie kennen die Pflanzen und Tiere der Wüste . Sie wissen um die Gefahren, und auch um die Heilkräfte der Pflanzen. Sie wissen um die Wege hinein und hinaus aus der Wüste und kennen die nötigen Wasserstellen. So sind sie die Führer unterschiedlichster Touren hinein in die Wüste, mit ihren Kamelen an ihrer Seite. Diese tragen Gepäck und Proviant und je nach Wunsch auch die Touristen.

Ihr Leben ist der Tradition und der Hingabe an den muslimischen Glauben verpflichtet. Noch sind es die Männer, die hinausgehen und Kontakt mit Fremden haben. Die Frauen sind traditionell in ihren Häusern für Küche, den Haushalt und die Kindererziehung zuständig. Doch dies beginnt sich langsam zu verändern. Die Tochter des Campbesitzers ist das erste Mädchen, dem ein Studium erlaubt wurde. Ihrem Beispiel folgten weitere 3 Mädchen. Auch gibt es jetzt eine Beduinin als Wanderführerin. Eine mutige Frau, die trotz aller Hindernisse von seiten der Beduinen, sich nicht davon abhalten ließ, ihren Weg als Wanderführerin für Frauen, zu gehen. Eine Pionierin. Sie wuchs in einer Höhle auf und beschreibt ihr Leben auch als einsam und oft langweilig. Und möglicherweise gab genau dies ihr Ressourcen und Kraft, um ihren einzigartigen Weg zu gehen. Es gibt eine Dokumentation dazu : Eine weitere Einkommensquelle bilden die kunstvollen Handarbeiten der beduinischen Frauen, die diese Zuhause anfertigen

Ein Besucher aus der Schweiz bringt es auf den Punkt. Hier hilft mir meine Kultur und mein erworbenes Wissen, wie Leben geht, nicht weiter. Es gilt sich frei zu machen, die eigenen Vorstellungen, wie etwas zu sein hat, beiseite zu schieben und sich zu öffnen für ein komplett anderes Leben, das der Beduinen. Und dies unterscheidet sich schon augenscheinlich in der Art der Kleidung. Traditionell tragen die Männer ein langes Gewand. Bisher sah ich dies in den Farben Weiß, braun und blau. Ihr Haupt ist bedeckt mit einem Tuch, manche tragen dies offen und fixieren es mit einem schwarzem Ring. Andere tragen das Tuch zu einem Turban verschlungen auf dem Kopf. Immer schützt es vor der Einstrahlung der Sonne, vor dem Wind, dem Sand und dem Staub. Die traditionelle Kleidung verleiht ihnen Anmut und Würde. Frauen sind sehr selten im Ort zu sehen. Und wenn, dann tragen sie ein schwarzes langes Gewand und ihr Gesicht ist bis auf die Augen bedeckt. Auch ihre Kleidung schützt sie vor dem Unbill der Wüste. Die weltweite Vernetzung trägt auch hier zu einem Wandel bei und westlicher Einfluss bahnt sich seinen Weg. Geht es aus heutiger Sicht nicht darum die Tradition mit der Moderne zu verbinden und das alte Wissen mitzunehmen und zu transportieren in unsere heutige schnelllebiege Zeit? Da sind wir Menschen im Westen aufgefordert zu verstehen, daß es die Urvölker weltweit sind, die die Weisheit um den Erhalt unseres Planeten in sich tragen und das die Zeit reif ist, dieses Wissen ehrfurchtsvolll anzuerkennen und umzusetzen.

Das Camp besteht aus vielen kleinen zusammenhängenden Häusern. Diese sind traditionell mit den Steinen der Wüste gebaut. Die Zimmer sind einfach und sauber. Im Innenhof f des Camps wachsen Olivenbäume. Der Boden ist bedeckt mit feinkörnigem Kies. Umgeben ist das Camp von den Bergen des Sinai und es sind die intensiven Farben, die zum Betrachten einladen. Das rotbraun der Berge, das silbrige Grün der Olivenbäume, das strahlende Himmelsblau.

Das Camp wird betrieben von den Beduinen des Gebeliya Stammes. Diese wurden im 6. Jahrhundert von Kaiser Justian hierhergesandt, um das Katharinenkloster zu schützen. Sie hüten und pflegen die in den Bergen liegenden Gärten und bewahren und kultivieren das alte Wissen dieser. Der Betreiber des Camps ist gut vernetzt und gibt die Touren an die im Ort wohnenden Beduinen in Auftrag, So partizipieren auch sie von den Einnahmen durch die Touristen. Und diese Kommen und Gehen. Es gibt ein stetiges Kommen und Gehen von Reisegruppen und Individualreisenden die für ein paar Tage bleiben, um das Katharinenkloster zu besichtigen und den Berg Sinai zu besteigen, an dem Moses die 10 Gebote empfing. Es sind die Männer, die für das Wohl der Gäste sorgen. Sie reinigen die Bäder, waschen die Wäsche, kochen das Essen, bereiten Kaffee undTee für die Gäste und die Beduinen und widmen sich baulichen Maßnahmen, wie zu. B. das Pflastern eines Weges mit Natursteinen. Fast alle Tätigkeiten werden mit den eigenen Händen vollzogen. Die angestellten Männer sind keine Beduinen. Sie kommen aus Kairo und fanden hier Arbeit.

Sunday May 14th, 2023
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© 2024 Ute Maria Büenfeld / Schreibe mir