Aktuelles

Inspirationen, Gedanken, Erkenntnisse, Geschichten und Einblicke rund um das Pilgern.
Autorin: | Veröffentlicht am: | Kategorie:

Meine Hände halten sich an der Umrandung des Pickups fest. Die Unebenheiten der unbefestigen Wege lassen uns hin un her schwanken. Zusammen mit 4 anderen Menschen aus dem Beduinen Camp sitze ich auf der Ladefläche des Transporters. Saleh, der Besitzer des Camps lud uns ein, mitzukommen auf seine Farm. Es ist eine fröhliche Runde. Da ist Isabelle, eine Frau aus Deutschland, Somaya, eine junge schöne Frau aus Ägypten, Serge aus Spanien und ein hochgewachsener, schlanker Mann aus Uganda. Es erfüllt mich, hier auf diesem Pickup zu sitzen zusammen mit Menschen aus verschiedenen Kontinenten, unterwegs zu einem gemeinsamen Ziel. Und mir fällt ein Gospelsong aus meiner frühen Jugend ein und voller Glück über den Augenblick beginne ich zu singen. " Let my people go- go down Moses...." Der Mann aus Uganda fragt mich später, ob ich Christin bin. Verwundert über diese Frage bejahe ich und weiter will er wissen, ob ich getauft sei. Wieder bejahe ich. Dann erzählt er, dass er in Uganda so etwas wie ein Priester ist. Wir lassen den Ort hinter uns und fahren wieder vorbei an mächtigen Baustellen. Die Männer sind unermüdlich dabei, Pflastersteine zusammenzulegen; auch wenn die Sonne unerbittlich scheint. Nach guten 20 Minuten Fahrt erreichen wir Salehs Farm.

Sie liegt am Fuss der umgebenden Bergwelt. Eine Steinmauer umgrenzt das riesige Areal. Und wir betreten eine grüne Oase; vor drei Jahren begann er mit den Anpflanzungen Was sich uns zeigt, begeistert, verblüfft und macht mich sprachlos und auch ehrfüchtig vor der Schaffenskraft dieses Menschen. Innerhalb von drei Jahren hat er einen riesigen Garten angelegt, in dem es grünt, duftet, blüht, wächst und gedeiht. Wie geht das, hier in der trockenen Wüste? Und nicht nur das, auf der Farm gibt es auch ein kleines Haus mit einigen Schlafräumen, einer Küche und einem Bad. Ein Beduinenzelt mit Feuerstelle und Sitzgelegenheiten und ein kleines Toilettenhäuschen. Seine Vision ist es, die Farm Menschen zur Verfügung zu stellen, die sich dann selbst mit den Erträgen aus seinem Garten versorgen können. Staunend gehen wir umher. Das Gelände ist weitläufig. Olivenbäume, Obstbäume- Bäume mit Steinfrüchten, Granatapfelbäume, Wildrosen, Clematis sind nur einige der Gewächse, die ich erkenne.

Dazwischen stehen Stauden, die die Bäume unterstützen und vor Parasitenbefall bewahren. Es duftet herrlich und die blühende Staude, deren Blüte ich in der Hand verreibe, ist heilsam für den gesamten Magen und Darmbereich und lässt als Tee aufgebrüht, Viren und Bakterien keine Chance. Saleh läuft mit einer Tüte in der Hand zu den blühenden Wildrosen und erntet die Blüten, um sie für einen Teeaufguß zu trocknen. Es ist magisch, was dieser Mann innerhalb von drei Jahren geschaffen hat. Er kennt sich aus in der Pflanzenwelt und komponierte einen wunderbaren Garten. Nachdem wir ausgiebig den Garten durchwandert haben, ruft er uns. Es warten frisch aufgeschnittene Melonenstücke auf uns. Sie schmecken köstlich süß und erfrischen herrlich. In der Ferne, außerhalb des Terrains, liegen riesige Felsformationen. Saleh berichtet über die große und starke Kraft, die diese Steine ausstrahlen und dass viele Menschen sich hier im Sinai zurückziehen . Tage alleine für sich in Höhlen zur Meditation und auch zur Visionssuche verbringen. Die Felsblöcke liegen da in ihrem unglaublichen Ausmaß. Sie alle teilen etwas mit, bringen eine Botschaft für uns Menschen, wenn wir uns darauf einlassen, zu lauschen.


Pilgerin der Neuen Zeit

© 2024 Ute Maria Büenfeld / Schreibe mir