Eine Schlaufe um den Apfelbaum, die andere Schlaufe um den Kirschbaum. So befestigte mein Vater im Sommer die Hängematte im Garten. Die Bäume standen in einem Abstand von 4 Metern zueinander und ich mochte sie beide gern. Vor allem den Kirschbaum. Dort kletterten wir hinein und es gab den einen stabilen Ast, auf dem wir sitzen konnten, um das Geschehen im Garten von einer höheren Warte aus zu beobachten.
Jedes Jahr dieser besondere Moment, wenn die Bäume zu blühen begannen. Erst trieb der Apfelbaum seine Knospen zur Blüte. Diese leuchteten in innig zarten rosa -weißen Farben. Wenig später stand der Kirschbaum in strahlend weißer Blütenpracht..
Die Hängematte glich in ihrer Form einem einfachen Fischernetz. Unvergessen die Nachmittage, die ich alleine oder gemeinsam mit meinen Geschwistern dort verbrachte. Oft lagen wir uns gegenüber, jede ein Buch vor der Nase. Um uns herum ein Summen, Flirren und Brummen. Ein Flügelschlag des Schmetterlings. Bienen summten und brummten. Und wir, gehalten von dem Licht und der Wärme der Sonne,
Manchmal saßen wir auch zu dritt in der Hängematte nebeneinander. Die Beine baumelten am Boden bevor wir ausholten zum Schwung. Und die Matte flog höher und höher.
Sommer.... Kindheit ...
Heute, 3 Monate nach meinem Einzug in eine Maisonnetttenwohnung, hängt meine Hängematte weit gespannt unter dem Dach. Es ist ein farbenfrohes, grob gewebtes Baumwolltuch: gehäkelte Borden verzieren die Seiten. Und jeden Tag gibt es diesen einen Moment in dem ich spüre: es ist Zeit für die Hängematte.
Es sind meine Mußestunden, die ich schwerelos hier verbringe. Ent....spannung- loslassen und mal sein lassen.
Ein Dachfenster zur rechten Seite, das andere zur linken Seite und der Blick in die Weite des Himmels gerichtet.

Ute Maria Büenfeld